Zwei Putzfrauen mit
traurigen Gesichtern wischen mit altem Gerät die abgewetzten Fliesen. Ein
Soldat macht Sperenzchen mit seiner AK 47. Ein grüner Bus mit Soldaten fährt
vor und alle steigen aus. Am Gewehrlauf eines Mannes hängt eine 5 Liter Plastikflasche
mit Schnaps. Wir sind in Reni, an der Grenze Rumänien, Moldawien und der Ukraine. Das Ende
Europas? Es fühlt sich ein bisschen so an. Männer mit kleinen Aktenkoffern
stehen in einer Warteschlange. Auch Peter muss unzählige Male in die Räume der
Grenzstation gehen. Unser Auto wird gefilzt, die Chassienummer kontrolliert und
wir bekommen spezielle Papiere. Männer fluchen auf rumänisch und die einzige,
die hier lächelt ist ein kleines Mädchen auf dem Arm ihrer Mutter. Sie versteht
noch nichts vom Grenzen ziehen. Der Himmel ist heute grau und wir fahren in eines der Länder, die zur Zeit eine traurige Geschichte erleben. Aufgerieben
zwischen den Mächten aus Washington und Moskau. Zwei Stunden für zwei
Grenzübergänge. Das sind wir nicht mehr gewöhnt im geeinten Europa. Es bleibt
abzuwarten, wann die Menschen auch hier einfach über die Grenze fahren.
Die Straße nach Odessa befindet
sich in einem miserablen Zustand. Schlaglöcher und von Zeit zu Zeit aufgerissen wie eine geplatze Rote Wurst. Hier hat noch kein EU-Geld geholfen, die Schlaglöcher
zu stopfen. Mädchen mit weißen Kniestrümpfen und Schleifen im Haar gehen auf
der Straße. Es regnet, der Himmel ist grau und macht die Dörfer noch trister.
Heldengedenktag, Schleifen im Haar und Blumen in der Hand, so feiern sie ihre
Kriegshelden. Für uns sind diese Menschen die Helden des Alltags. Riesige Felder begleiten uns und wie auch in Rumänien stehen angebundene Tiere am Straßenrand. In einem kleinen Laden kaufen wir uns zwei Kaffee und zwei Kekse für 60 Cent. Eine Frau kauft Wodka, eine zweite drei Schachteln Zigaretten und zwei weitere Männer wieder Wodka, den teuren. Eine alte Frau geht in Gummistiefeln über die Straße und die Autos sehen so aus, wie wir sie alle im Kindergarten gezeichnet haben. Vorne ist gleich wie hinten. Die Strecke zieht sich und es hört nicht auf zu regnen.
20 Kilometer vor Odessa durchqueren wir mehrere Militärkontrollen. Weiße Sandsäcke bilden kleine Schutzwälle und ein Panzer zielt auf die Straße. 50 Meter weiter stapeln sich die Kartoffelsäcke der Straßenverkäufer. Ein einbeiniger Mann im Ledermantel geht auf Krücken in eine schäbige Kneipe wie in einem Bild von Otto Dix.
Nach sechs Stunden Fahrt erreichen wir Odessa. Unser Hotel liegt mitten in der Altstadt und hat einen wunderbaren Blick in einen Innenhof. Vom Balkon sehe ich eine Taube wie sie in die Ferne blickt. Russland oder Europa, das ist die Frage.
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