Beim Warten auf Victor und Cristina fällt mir ein Mann mit Krücken auf. Er wartet auf den Bus und zieht an seiner Zigarette. Wir sehen nicht sehr viele Bettler in Bukarest und Viktor sagt uns, wir sollen ihnen nichts geben, weil sie oft nur vortäuschen, arm zu sein. Unser zweiter Tag in der Hauptstadt Rumäniens lässt uns staunen über die Vielfalt und die gute Atmosphäre in der Stadt. Die großen Boulevards verlaufen sternförmig aus der Mitte und oft gibt es große Parks und viel Interessantes zu sehen. Heute findet ein Halbmarathon statt, der vor dem Parlamentsgebäude endet. Wir finden die Szenerie ganz passend, da es sich beim Prachtbau Ceausescus auch um einen Marathon der ganz anderen Art handelt.
Das "Haus des Volkes", von den Bukarestern spöttisch als "das Haus des Sieges über das Volk" bezeichnet, wurde von 1983 bis 1989 errichtet. Es ist das größte Gebäude Europas und das zweitgrößte der Welt. Um Platz für das Bauwerk der Superlative zu schaffen,
zu dessen Gesamtkomplex auch weite Teile neuer Plätze und Alleen gehören,
wurden Ende der 70er Jahre teilweise historische Wohnhäuser mit rund 40.000
Wohneinheiten, ein Dutzend Kirchen und drei Synagogen abgerissen,
Teile der Altstadt zwangsgeräumt. Um ein paar Zahlen zu für die monströse Metapher der maßlosen Tyrannei zu nennen: Er ragt 86 Meter über den Boden und reicht 92 Meter unter die Erde. Der Palast hat 3000 Zimmer. Es wurden 1.000.000 Kubikmeter Marmor, 3500 Tonnen Kristall und 900.000 Kubikmeter Holz verarbeitet. Rund 20.000 Arbeiter errichteten den Palast im Schichtbetrieb.
Auf dem Rückweg schläft ein Mann auf einer Bank, müde vom Applaudieren für die Läufer und vielleicht auch vom Marathon seines Lebens.
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