„Cigani“
ruft einer der Buben, als wir die Lehrerin fragen, ob die Kinder auch Englisch
in der Schule lernen. Er spricht kein Englisch, nur Cigan und Slowakisch, das er in der Schule gelernt hat. Uns fallen mehrere
Grüppchen mit Slowaken auf, die mit Romakindern spazieren gehen. Wir sind in der Ostslowakei, wo der
Romaanteil der Bevölkerung sicherlich bei 20 % liegt. Die beiden Bevölkerungsgruppen gehen durch die Straßen von Levoca, einem beschaulichen Städtchen mit
Unesco-Weltkulturerbestatus. Sie ignorieren einander und für uns fühlt es sich an, als ob sie
sich nicht einmal gegenseitig wahrnehmen. Die Kinder folgen den Lehrerinnen wie
Enten ihrer Mutter und alle schlecken an einem Eis. Auf Nachfragen erklärt uns die junge Frau,
dass es sich hier um ihre Klasse handelt. Es seien schwache Kinder, die auf
eine Sonderschule gehen. In einem Artikel im Internet finden wir die
Information, dass 50 % der Romakinder in der Slowakei automatisch auf Schulen
für geistig Behinderte gehen. Die Kinder schauen uns misstrauisch an, sie
verstehen nichts und scheinen wirklich nicht die hellsten zu sein. Die hübsche, aufgeschlossene Frau fragt uns,
ob wir noch ein Foto von ihnen machen wollen. Ich schäme mich. Das geht doch zu
weit. Ich knipse sie noch von hinten und einer der Jungs winkt und lächelt. Eine Roma mit einem Kinderwagen spricht mit
uns ein paar Brocken Englisch. Wir sagen ihr, die Stadt sei sehr schön,
doch sie winkt nur ab. Das Baby im Kinderwagen erinnert uns an das Fazit des
taz-Artikels aus dem Internet. Zitat eines Bürgermeisters: „Wir können nur
beten, dass sie sich nicht so stark vermehren“. Wie schon in Bulgarien und
Rumänien sind die Roma nirgends willkommen und vermutlich lässt sich das
Problem der geschätzten 10 Millionen in Europa nur gemeinsam lösen.
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