Ein alter Mann fragt uns, ob wir deutsch sprechen. Er erzählt uns über die schlimmen Zustände in Rumänien in sehr gutem Deutsch. Seine Zähne sind schlecht, viele fehlen. Wir sind in Sibiu, wo zur Zeit ein internationales Theaterfestival stattfindet. Aus ganz Europa sind Künstler hier und am Hauptplatz bauen junge Franzosen ihr Trapez in den blauen Himmel. Er habe kein Geld, sich sein Hörgerät reparieren zu lassen und ob wir ihm nicht helfen können. Für diese Geschichte geben wir gerne 10 Leu, der Wahrheitsgehalt interessiert dabei weniger. In der Stadt ist Wochenendstimmung, Pfingsten. Alles ist auf den Beinen. Menschen begegnen uns mit Zweigen aus den Kirchen. Sie essen Eis, trinken Bier und genießen die lang ersehnte Sonne. Eine schielende Zigeunerin winkt uns und fragt nach Geld. Die Stadt und ihre Hinterhöfe bilden eine tolle Kulisse für das Festival und wir finden immer wieder Ecken, die uns abseits des Tourismus einladen, sie zu fotografieren. Die evangelische Kirche wird renoviert und natürlich wird wie überall um Spenden gebeten. "Paten für die Orgel gesucht", das klingt doch besser als "gebt uns euer Geld für euer Seelenheil". Für diese Geschichte gibts kein Geld von uns, denn wir wissen um das Vermögen der Kirchen. Die Artisten üben am Nachmittag für die Show am Abend und an einem Haus steht "Keine Nationen, keine Grenzen". Die europäische Flagge weht hier überall, manchmal schon verschlissen nach der kurzen Zeit. Es fühlt sich gut an, hier in Sibiu. Doch wir sind sicher, dass die Kulisse letztendlich die Bühne für viele traurige und auch viele Erfolgsgeschichten ist. Europa ist spannend und vielfältig. Hier trifft die Vielfalt auf eine rumänische Altstadt, die für uns wie ein Symbol dafür steht, dass es sich lohnt für diese Vielfalt zu kämpfen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen