Nicht auf Anhieb

Trotz Reiseführer, Koordinatenangaben und Internet findet man doch nicht immer, was man sucht oder man findet, was man nicht vermutet hätte. Brasov ist eine alte schöne Stadt in Siebenbürgen am Rande der Karpaten. Der Campingplatz ist geschlossen und zu verkaufen. Wir sehen keine Altstadt, sondern finden als erstes die übliche Umbauung aller großen Städte in Europa. Auchan, Carrefour, Metro und sämtliche Autovertretungen bilden zusammen mit Wohnblocks eine Art Gürtel um das bestimmt schöne alte Zentrum. Wir sind genervt. Mit dem Wohnwagen können wir die Stadt nicht besichtigen. Wir lassen Brasov links liegen und folgen dem Reiseführer Richtung Sibiu. In Fagaras finden wir einen Campingplatz der anderen Art. Ein riesiges Gelände mit Schwimmbad, Angelteich und mehreren Restaurants. Wir sind die einzigen Gäste und ein junger Mann will von uns 30 Lei. Das sind gerade mal 7,50 Euro. Bei der Einfahrt in den Platz winkt eine Zigeunerin. Sie wartet am Straßenrand auf Kundschaft. 20 Meter weiter sitzen  Mann und Kind im Straßengraben. Christoph erzählte uns von einer Begegnung mit einer jungen Zigeunerin, die sich ihm für 10 Lei angeboten hat. Drei Freier bräuchte sie, um den Campingplatz zu bezahlen.

In Fagarasch sehen wir bunt gekleidete Roma, die auf dem Markt einkaufen. Als sie sich vor einen Laden sitzen, werden sie vom Besitzer sofort vertrieben. In der Mitte der Stadt steht eine neue Kathedrale mit einer kleinen Version hinter der Kirche. Hier werden die Kerzen für die Verstorbenen angezündet. Eine alte Burg steht inmitten des Ganzen, umgeben von Wasser. Ein Tretboot dreht langsam seine Runden. Es ist nicht alles auf Anhieb zu sehen in fremden Ländern. Hier die neue Kirche, die aussieht als wäre sie schon alt, die Zigeunerin am Straßenrand, die Geld verdienen will, die Armut hinter den verschlossenen Türen und auch die Campings sind nicht immer auf Anhieb zu finden.