Jeden Morgen werden wir von den Geräuschen rund ums Hotel geweckt. Unser Hutong (Gasse und Wohnhof) beginnt den Tag mit kleineren Arbeiten, die Tauben ziehen über uns hinweg und wir haben das Gefühl, schon zu lange in dieser Stadt zu sein. Wir verlassen das in die Jahre gekommene Hotel über den roten, abgewetzten und schmutzigen Teppichboden. Auf der Straße jeden Tag dasselbe Bild und derselbe Geruch. Es wird gekocht und gegrillt, schon am frühen Morgen. Der Klomann von gegenüber lächelt uns zu und die Welt erscheint in dieser smoggeschwängerten Luft ein wenig irreal.
Wir mögen diese kleine Straße, in der sich das Leben draußen abspielt. In der vermeintliche Schrotthaufen die Existenz mancher Leute darstellen und uns alle freundlich begegnen. Wo so mancher Hauseingang umrankt ist von Pflanzen wie in einem Dorf.
Die Elektroinstallationen schlängeln sich wild durch die Straßen, wo sonst in ganz Peking alles so perfekt erscheint. Hier ist alles wie früher, nicht viel hat sich verändert.
Der Music Store an der Ecke, der immer unglaublich gute Musik im Freien spielt, lässt manchmal sogar alte Leute auf einem Sessel vor dem Laden Platz nehmen. Von Jazz über Elektronische Musik, von traditioneller chinesischer Musik bis europäischem Pop wummert hier immer Feinstes über die Straße.
Die Kultur der Straße spricht eine andere Sprache als die der Museen, die wir hier völlig links liegen lassen. Die Straße ist ein Museum eigener Art, sie stellt die Requisiten des Lebens aus. Sie ist manchmal elend und trivial und auch wird sie hier in dieser Stadt vielleicht keine Überlebenschance haben. Wenn sie sich am Ende in ein Shoppingareal verwandelt, so wie hier wohl oft geschehen, dann verschwindet ihre Seele und ihr Leben muss anderswo hinziehen.
Wir sind in Sanlitun, dem angesagten Shoppingviertel Pekings. Alles glänzt, alles lockt und das Leben findet in diesem Teil Pekings hinter verspiegelten Glasfassaden statt. Die Neureichen kaufen hier ein. Edel und teuer sind die Läden und wir fühlen uns wie in Europa. Kein Stechen in der Nase von den ewigen Grills am Straßenrand und keine Menschen, bewaffnet mit Fleischspießen sind hier zu finden. Hier trägt man edle Tüten mit edlen Waren aus den Geschäften und trinkt Cappuccino bei Starbucks.
Die Stadt ist abseits der Hutongs voller Neubauten. Überall glänzen die unterschiedlichsten architektonischen Riesenprojekte in den Himmel. Und es wird weiter gebaut. Peking ist so gut wie neu. Wir fahren mit einem alten Taxi, einem chinesischen VW Jetta mit über 835 000 km auf dem Tacho durch diese einmalige Stadt mit ihrer langen und interessanten Geschichte. Nicht jeder kann hier Auto fahren, 1,3 Millionen warten in Peking auf die Zulassung ihres Wagens. 20000 im Jahr werden nur freigegeben. So ist die Warteliste lang und die Straßen sind nicht so voll wie in anderen asiatischen Großstädten.
Es ist unser letzter Tag in Peking. Wir werden noch einmal ein Bier auf diese Straßenkultur trinken, heute abend im Restaurant Nr. 9 unseres Hutongs. Wir haben uns leicht durch diese Stadt bewegt und es fällt uns nicht schwer, sie nun auch wieder zu verlassen.
Haben gerade eure Bilder und Kommentare der letzten Tage angeschaut. Susi, Anke und Klaus. Wir sind die ganze Zeit dabei - einfach nur schön. Wenn das jetzt ein Telefon wäre könnten wir kurz eure Stimmen und die Stimmung spüren. Wir hoffen euch geht es gut und die Bilder und Kommentare gehen genau so weiter. Wir in Reudern sind alle wohl auf.
AntwortenLöschenhallo ihr drei - schön dass ihr mit dabei seid und euch unsere Berichte und Bilder gefallen. Uns gehts wunderbar und wir haben noch keinen Moment des Heimwehs gespürt. Tlles hier ist spannend und jeden Tag gibts etwas Neues oder Interessantes zu entdecken. Nun sind wir gestern Abend in Bangkok gelandet. Wir sind mit Srilankan Airways geflogen. Die Stewardessen bedienen echt im bauchfreien Sari und waren totat nett zu uns Weißen im Flugzeug. Ansonsten sind wir gar nicht gestresst oder in Hektik und uns gehts wunderbar miteinander. Aber recht heiß ist es hier schon! Viele liebe Grüße aus Bangkok von Eva und Peter.
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