Heute wird uns bewusst, warum sich seit zwei Tagen Menschenmassen durch Peking schieben. Wir wollen zur Mauer, doch die Schlange am Bus ist so lange, dass wir dankend verzichten. Wir wollen die Schlange auf der Mauer gar nicht sehen. Am 1. Oktober, dem
Nationalfeiertag, beginnt in China die "Goldene Woche", und in dieser
Zeit stehen im ganzen Land fast alle Räder still. Die Behörden, Staatsbetriebe
und privaten Unternehmen machen dicht. Für das Gedränge, wie es in
Bussen, Zügen und Ausflugslokalen herrscht, wenn das bevölkerungsreichste Land
der Erde gemeinsam Ferien macht, sind die Worte noch nicht gefunden, in der
Geschichte des Fremdenverkehrs gibt es kein Beispiel dafür. Das Nationale
Urlaubsamt hat errechnet, daß jede der 99 wichtigsten Attraktionen des Landes
in dieser Zeit von dreimal so vielen Besuchern angesteuert wird, wie sie
denkmalpflegerisch, ökologisch und dienstleistungstechnisch eigentlich
verkraften kann. Wir kreuzen auf unserem Weg heute einen Park, in dem es sehr beschaulich zugeht und die Pekinger ihre Leibesübungen machen.
Doch in der Nähe der verbotenen Stadt geht es los. Die chinesischen Touristen kommen uns in Schwärmen entgegen und wir reihen uns ein in die Schlange vorbei an der Hauptattraktion auf dem Weg zurück ins Hotel. Nach dieser Tortur haben wir für heute genug von den Chinesen.
Zurück im Hotel sind wir froh, dass wir heil angekommen sind. Das ist schon eine Verrücktheit, diese goldene Woche, in der ganz China die einzige Woche im Jahr Urlaub hat. Jetzt wundern wir uns nicht mehr über den extremen Konsum und die übervollen Lokale in der ganzen Stadt. Das hart verdiente Geld muss fließen und wir gönnen uns noch einen goldfarbenen Espresso in der Hotellobby.
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