03.10.2013

Die goldene Woche

Heute wird uns bewusst, warum sich seit zwei Tagen Menschenmassen durch Peking schieben. Wir wollen zur Mauer, doch die Schlange am Bus ist so lange, dass wir dankend verzichten. Wir wollen die Schlange auf der Mauer gar nicht sehen. Am 1. Oktober, dem Nationalfeiertag, beginnt in China die "Goldene Woche", und in dieser Zeit stehen im ganzen Land fast alle Räder still. Die Behörden, Staatsbetriebe und privaten Unternehmen machen dicht. Für das Gedränge, wie es in Bussen, Zügen und Ausflugslokalen herrscht, wenn das bevölkerungsreichste Land der Erde gemeinsam Ferien macht, sind die Worte noch nicht gefunden, in der Geschichte des Fremdenverkehrs gibt es kein Beispiel dafür. Das Nationale Urlaubsamt hat errechnet, daß jede der 99 wichtigsten Attraktionen des Landes in dieser Zeit von dreimal so vielen Besuchern angesteuert wird, wie sie denkmalpflegerisch, ökologisch und dienstleistungstechnisch eigentlich verkraften kann.  Wir kreuzen auf unserem Weg heute einen Park, in dem es sehr beschaulich zugeht und die Pekinger ihre Leibesübungen machen.




Doch in der Nähe der verbotenen Stadt geht es los. Die chinesischen Touristen kommen uns in Schwärmen entgegen und wir reihen uns ein in die Schlange vorbei an der Hauptattraktion auf dem Weg zurück ins Hotel. Nach dieser Tortur haben wir für heute genug von den Chinesen. 




Vielleicht noch ein paar Worte zu den Chinesen, die in vielen Belangen doch sehr gewöhnungsbedürftig sind. Sie spucken auf die Straße, wo sie gehen und stehen. Vorher jedoch holen sie sich sehr laut hörbar aus den Tiefen ihrer Bronchien den Dreck der ganzen Stadt hervor. Sie rauchen überall und drücken die Zigaretten im übrig gebliebenen Essen aus. Wenn sie ein Lokal betreten brüllen sie dermaßen laut, dass man beim Essen, auch in Restaurants, ständig den Eindruck hat, man sitzt mitten im Bierzelt. Die Manieren bei Tisch sind auch nicht die Feinsten. Schnaps fließt in Strömen. Wir sind mitten drin und nehmen es einfach mit. Weit und breit sind wir sowieso meistens die einzigen Europäer.


Zurück im Hotel sind wir froh, dass wir heil angekommen sind. Das ist schon eine Verrücktheit, diese goldene Woche, in der ganz China die einzige Woche im Jahr Urlaub hat. Jetzt wundern wir uns nicht mehr über den extremen Konsum und die übervollen Lokale in der ganzen Stadt. Das hart verdiente Geld muss fließen und wir gönnen uns noch einen goldfarbenen Espresso in der Hotellobby.



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