31.10.2013

Tuk-Tuk Sir ?

Seit gestern sind wir in Siem Reap in Kambodscha. Die Stadt besteht in erster Linie aus Hotels. Wenn man hier durch die Straßen geht, muss man laufend Fragen beantworten. Die erste Frage ist immer, ob man ein Tuk-Tuk braucht und die zweite, ob man nicht Morgen eine Angkor-Wat-Tour machen will. Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist hier wirklich niemand zu Fuß unterwegs - außer den Touristen, und zum anderen gibt es in der Stadt gefühlte 5.000 Tuk-Tuk Fahrer. Da zur Zeit auch noch Nebensaison ist, gibt es für diese immer zu wenig Arbeit. Es gibt nur ein Mittel um der wirklich ständigen Fragerei aus dem Weg zu gehen - sofort das erste Tuk-Tuk nehmen - dann gibt es keine Fragen mehr und man sich gemütlich durch die Stadt schaukeln lassen. Auf dem Markt werden hier T-Shirt verkauft mit dem Aufdruck "I dont need a Tuk-Tuk - not today and also not tomorrow!" was die Fragerei sicher nicht verhindern wird, aber es wenigstens ein bisschen spaßiger macht.





Die Masse an Touristen zieht auch eine Menge an ungewöhnlichen Attraktionen an. Einige stellen sich einfach vor ein Straßencafe und beginnen mit ihrer Show, egal wie wenig Besucher gerade anwesend sind. Dieser hier macht seine Gauklershow mit Feuer und Akrobatik auch für die beiden einzigen Touristen im Café. Wir fühlen uns ein wenig wie Imperialisten in einem armen Land, während wir im Café unseren Melonensaft und Kaffee trinken. 


Zufällig sind wir im Internet auf eine Schweizer Initiative zur Integration von Waisen gestoßen. Sie betreibt ein Restaurant und die Teilnehmer werden geschult und machen eine einjährige Ausbildung im Gastronomiebereich. Anschließend werden sie in den Arbeitsmarkt integriert. Wir lassen uns das engagierte Konzept vom Leiter der Einrichtung erklären und probieren das Essen. Voller Stolz berichtet er uns, dass sie seit einem halben Jahr vollkommen ohne Spenden arbeiten und somit selbsttragend sind und allen Angestellten sogar ein Gehalt zahlen. Alles in allem eine wunderbare Idee und das Essen schmeckt zudem toll. 




Auf dem Rückweg treffen wir noch auf ein Spanferkel, das vor einen kleinen Haustempel gelegt wurde. Am Abend wird es sicherlich noch verkauft. 



29.10.2013

Umdrehen

Wir starten in Sukhothai in Richtung Bangkok. 360 km auf der Autobahn in Richtung Süden. Unterwegs machen wir einen Stopp an einer Raststätte. Wir essen eine Kleinigkeit und dann geht die Fahrt weiter. Nach 20 Minuten bemerke ich, dass ich meine Tasche mit unseren Reisepässen dort habe liegen lassen. Mir bricht der Schweiß aus, obwohl wir im klimatisierten Wagen fahren. Wir fahren bis zur nächsten Umkehrmöglichkeit, die hier in Thailand so aussieht, dass man in der Fahrbahnmitte, einfach auf die Gegenseite, wiederum auf die Gegenspur wechseln kann. Sprich, man fährt auf der Überholspur und wechselt dann auf die Überholspur des Gegenverkehrs. Ein manchmal abenteuerliches Unterfangen. Die netten Frauen vom Imbiss winken mir sofort und meine Tasche mit  den Pässen ist immer noch da. Die Fahrt über fühle ich mich wie die Figur, die ich in den Tempelanlagen von Sukhothai fotografiert habe.


In Ayutthaya (60 km vor Bangkok) beziehen wir unser vorgebuchtes, aber absolut schäbiges Hotel. Wir wollen sparen, sind jedoch vom Ergebnis entsetzt. Der Empfang ist ungefähr so freundlich, als ob wir zum völlig falschen Zeitpunkt angereist wären. Die Patronin des Hauses, eine alte Oma, winkt uns mit unbewegtem Gesicht heran und macht uns klar, dass es hier nichts zu meckern geben wird. Die Bettwäsche ist dunkelbraun und im Bad wurde schon lange nicht mehr gewischt. Es riecht aus dem Abfluss und wir überlegen, mit was wir uns heute nacht zudecken. Zu allem Übel kommt dann noch, dass ich meinen Ebook-Reader nicht mehr finde. Ich drehe jedes Teil meines Koffers um. Er ist verschwunden und bleibt es auch. Die ganze Nacht hindurch beschäftigt mich mein Gehirn damit, wo ich ihn wohl verloren habe. Nach kurzer Recherche ist klar, dass es das Ding hier in Thailand nicht zu kaufen gibt und ich mindestens bis Vietnam ohne Bücher bleiben werde. 


Nach einer eher schlechten Nacht und einem bescheidenen Frühstück mit Fähnchen geht es weiter nach Bangkok. Wir müssen unser Auto am Flughafen in Bangkok einem Fahrer der Autovermietung übergeben. 12.00 Uhr, Gate 2, Meeting-Point. Der Flughafen liegt im Norden und wir machen uns keine Sorgen, das Terminal zu finden. Wir fahren mit meinem Handy und google maps, das nicht immer so genau ist. So fahren wir am entscheidenden Punkt vorbei und müssen gefühlte 20 Mal umdrehen bis wir endlich nach 45 Minuten auf den Schnellstraßen von Bangkok am Terminal ankommen. Wir sind immer noch früh genug und stellen den Wagen ab. Ein Polizist will unbedingt, dass wir weiterfahren, aber wir können ihn besänftigen. In der Halle warten wir und wissen, dass die Parksituation vor der Halle mit jeder Minute schlechter wird. Ich telefoniere mehrmals mit der Autovermietung, die mich in schlechtem Englisch vertröstet.





Wir sind wirklich genervt und haben keine Lust auf Stress mit dem Polizisten. Dann taucht endlich der gehbehinderte Fahrer auf und wir schämen uns für unsere Ungeduld. Nach der Wagenübergabe verlassen wir den Ort schnell, denn der Polizist tobt mittlerweile mit hochrotem Kopf und schreit den Fahrer an. Wir können nun endlich in unser Hotel. Wir genießen das im Gegensatz zu gestern wirklich tolle Zimmer und bewegen uns den ganzen Nachmittag nur noch im klimatisierten Bereich. Das Zimmer und vor allem das Bett sind so toll, dass ich sicher bin, mich heute Nacht nicht wieder hundertmal umdrehen zu müssen wie in dem Rattenloch letzte Nacht. 



27.10.2013

same same but always a little bit different

Anscheinend ist es in Thailand sehr angesagt dem Touristen ein Fahrrad zur Besichtigung der Stadt oder Tempelanlage zu vermieten. Nachdem man dann den Eingang passiert hat, bei dem man auch für sein Fahrrad Eintritt bezahlen muss, merkt man bereits nach kurzem, dass man doch alles zu Fuß machen muss. Trotzdem macht es Spaß, mal wieder Fahrrad zu fahren und das zu kleine Gefährt mit dem hohen Lenker hinterlässt zudem einen leichten Bonanzaeffekt. Die Einheimischen unternehmen ihre Besichtigung übrigens mit dem Auto und steigen nur bei besonders schönen Tempeln aus dem klimatisierten Wagen. Die historische Stadt Sukhothai beinhaltet fast 200 verschiedene Tempel. Der Stadtkern aus dem 13. und 14. Jahrhundert hat eine Ausdehnung von 4 qkm. Vieles erinnert an die von uns bereits besichtigten Tempelanlagen von Ayutthaya, dennoch gibt es immer wieder etwas anderes und die Buddhas sind hier von besonderer Schönheit. 





Auffallend ist hier auch die besondere Art der Fortbewegung der Besucher durch den Park. Man kann wie wir mit dem Fahrrad fahren oder sich von merkwürdigen Tuk-Tuks, selbstgebastelten Bussen oder einer Art Straßenbahn auf Rädern durch den Park chauffieren lassen. So ist auch in Sukhothai alles same same but always a little bit different.








25.10.2013

Schicksalsergeben

Wir verlassen Mae Sariang sehr früh, weil wir heute einiges an Strecke vor uns haben. Hier in den Bergen kommt man dank der Kurven nur langsam voran. Entlang des Flusses führt unser Weg, dem Grenzfluss zwischen Thailand und Myanmar. Nach 40 km begegnen uns nicht mehr viele Autos und die Bundesstraße ist mit Schlaglöchern übersät. Anfangs machen wir uns noch keinen Kopf, doch nach wenigen Kilometern kommen wir nur noch im Schritttempo voran. Der kleine Wagen setzt oft auf und der Spoiler oder die Ölwanne streifen den Boden. Peter entscheidet trotzdem weiter zu fahren, obwohl ich kein gutes Gefühl mehr habe. Schicksalsergeben sitze ich daneben und habe richtig Angst. Ab und zu müssen wir zurücksetzen und wir fahren in Schlangenlinien um die Löcher in der Straße. Die Vegetation um uns herum wird immer dichter und teilweise ist die Straße schon zugewachsen. Manchmal sind wir uns nicht sicher, ob wir noch richtig sind. Wir fahren 30 km und brauchen  dafür zwei Stunden. Wir kommen äußerst mühsam voran und an einem besonders steilen regennassen Stück haben wir Angst, endgültig hängen zu bleiben. Unterwegs passieren wir einige Bergdörfer und es begegnen uns ein paar Einheimische zu Fuß. Autos bekommen wir keine mehr zu sehen. 








Die Menschen in dieser Region leben sehr bescheiden in einfachen Behausungen. Sie bauen Mais und Reis an, deren Anbaufläche sie der Gegend mühsam mit Brandrodungen abgerungen haben. Früher wurde in dieser Region Opium angebaut, was aber inzwischen verboten ist. Die Menschen winken uns beim Vorbeifahren und die Kinder schauen uns mit großen Augen an.




Nach zwei Stunden wird die Straße wieder besser. Wir passieren viele Polizeikontrollen. Die Polizisten  mit Maschinengewehr im Arm winken uns lächelnd weiter. Dann fahren wir am größten Flüchtlingscamp in Thailand vorbei. 40.000 Burmesen sollen hier wohnen. Die Behausungen drängen sich kilometerweit an die Berghänge. Aussortierte Kleidung, die wir zuviel dabei haben, geben wir am Camp ab. 






Wieder unten im Tal bekommen wir wunderbares Essen. Würstchen und Tofu am Spieß mit frischer Baby-Kokosnuss und gebratenen Nudeln. Außerdem finden wir, dass die Häuser hier zum Teil wie in der Schweiz aussehen, wären da nicht die Elefantenlampen.




Endlich am Ziel angelangt, fragt uns der Besitzer woher wir kommen. Er staunt und fragt uns, ob wir nach dieser Fahrt eine Massage wollen. Ich sage zu und nach 30 Minuten liege ich im Bett und sie kniet auf mir. Ihre Ellenbogen finden alle wunden Stellen meiner Muskeln und wenn das meine erste Thai-massage gewesen wäre, hätte ich es mir der Angst bekommen. Schicksalsergeben liege ich unter ihr und lasse mich mit Tigerbalsam einreiben. Sie spricht natürlich kein Englisch und nach gefühlten zwei Stunden ist die eine Stunde endlich um. 


Wir gehen in die Stadt und suchen nach Essbarem, was ja in Thailand immer einfach ist. Doch in dieser Grenzstadt sieht alles anders aus.  Was wir auf diesen Märkten zu sehen bekommen, treibt uns in die Arme von KFC und ich esse Pommes und Peter zwei Hühnerbeine. So ergeben wir uns heute unserem Schicksal und sind froh, morgen wieder in normale Gefilde zu kommen.