Ruth und Chris aus England warten auf uns in Hanoi. Wir blieben in Kontakt, seit Pai und jetzt sind wir im selben Hotel untergebracht. Wir schauen von unseren kleinen Balkonen mitten in die Altstadt von Hanoi. Das Hotelzimmer könnte auch in Paris oder irgendwo in Italien sein. Es ist klein und eng und mitten im Geschehen. Unterm Balkon rauscht hupend der Verkehr vorbei und es hat hier nur 25 Grad. Es ist Herbst, fast schon Winter hier in Hanoi und wir atmen auf nach fünf Wochen schwüler Hitze. Die Altstadt ist lebendig wie es sich gehört und es spielen sich vor unseren Augen filmreife Szenen ab. Zum einen der Verkehr, durch den sich alle durch balancieren, zum anderen das Straßenleben. Alte und Junge sitzen den ganzen Tag vor ihren Geschäften, sie schlafen vor sich hin oder essen inmitten all der Schuhe oder Taschen, die sie verkaufen. Kinder spielen dazwischen oder Babys liegen in den Armen der Verkäuferinnen. Ein Opa macht rauchend seine Morgengymnastik und wir starren laufend in einen mit Essen gefüllten Mund. Es wird gekocht, viel Bier getrunken und aus langen, didgeridoo-artigen Pfeifen geraucht. Es gibt eine Lampenstraße, eine Schlosserstraße, in der geschweißt und gehämmert wird. Eine Schuhe-, Helme-, Taschen- und Apothekenstraße. Und dazwischen quetschen sich vollgestopfte Läden mit Souvenirs und kleine Garküchen verkaufen jede ihre ganz eigene Spezialität. Hier wird gehandelt auf Teufel komm raus und überall sieht man kleine Mopeds, die mit riesigen Kartonagen die Waren in die überquellenden Läden ausliefern.
In den Parks der Stadt sehen wir elegante Frauen in den traditionellen Seidenkleidern Vietnams mit Fotografen im Schlepptau, um sich ablichten zu lassen.
Am Abend bestellen wir uns mit Ruth und Chris bei einer Straßenhändlerin einen flachen, getrockneten Oktopus. Sie gibt uns einen Stapel der Tiere, in dem vorher schon der Nebentisch wie in einem Buch geblättert hat. Er wird dann über einer kleinen, tragbaren Holzkohle gegrillt und in kleinen Streifen auf Zeitungspapier serviert. Es schmeckt nach Meer und ist ausgesprochen trocken. So trinken wir in der Kühle des Abends ein Bier auf unser Wiedersehen und finden diese Grillszene äußerst filmreif.
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