02.11.2013

Asien - ein Spiegel

Wir sitzen im eisgekühlten Taxi mit Julie und Alex aus Frankreich, die wir in Thailand kennengelernt und im Flugzeug nach Kambodscha wiedergetroffen haben. Es ist 5.15 Uhr am Morgen und wir fahren zur wahrscheinlich größten touristischen Attraktion in Südostasien. Die Tempel von Angkor Wat. Verheißungsvolle Worte in den Ohren all der Menschen, die nach Kambodscha fliegen. Auf unserer Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel trägt uns der Fahrer seine Dienste an, mit ihm zu den Tempeln zu fahren. Er wüsste einen wundervollen Platz, um am Morgen den Sonnenaufgang über Angkor Wat zu sehen. Julie und ich schmelzen dahin, doch unsere beiden Männer wollen die Sache noch diskutieren. So lassen wir uns die Nummer geben und rufen ihn am nächsten Tag an. Bei der Fahrt zu den Tempeln sagt er uns, er gebe allen Touristen seine Nummer, doch wir seien die einzigen, die ihn jemals zurück gerufen hätten. Wir freuen uns und bezahlen brav unsere Tickets am Eingang, bekommen eine Eintrittskarte mit Foto und fahren zusammen mit allem was Räder hat in dieser Stadt dem Sonnenaufgang entgegen. Hunderte von Menschen strömen Richtung Tempel, um das Wichtigste nicht zu verpassen. Das Foto von Angkor Wat im Morgenlicht, sich im Wasser spiegelnd. So machen auch wir Fotos von dieser Szenerie, die schon Millionenfach abgelichtet auf facebook, blogger und flickr im Netz existiert. Jeder will sein eigenes Foto. Wir warten den Sonnenaufgang nicht ab und gehen schon vor in das alte Gemäuer aus dem 12. Jahrhundert.  Auf der gegenüberliegenden Seite spiegeln sich all die Menschen im See und ich bin ein bisschen stolz auf dieses Foto, obwohl es im Morgendunst leider nicht scharf ist. Im Hintergrund eine japanische Gruppe, die sich Stühle aufstellen hat lassen und ein Pferd wartet darauf, am Nachmittag von Hunderten von Touristen bestiegen und fotografiert zu werden.




Die Sonne schenkt uns dann wunderbares Licht und die Touristen verteilen sich in diesem riesigen Areal. Die Wandelhallen rund um Angkor Wat erinnern mich an unsere Klöster. Die Gebäude wurden aus kunstvoll gestalteten Sandsteinen zusammengesetzt. Die zahlreichen Kanäle der Anlage dienten den Arbeitern dazu, die riesigen Steinbrocken mit Flößen zu transportieren. Für den Bau wurden die Blöcke mit besonderen Schleifanlagen bearbeitet, dass sie ohne erkennbare Zwischenräume aufeinander gesetzt werden konnten 







Beim Rückweg vergessen wir völlig, noch eine Aufnahme der Anlage bei Tageslicht zu machen. So haben wir kein eigenes Foto von Angkor Wat. Der Fahrer bringt uns zu den nächsten beiden Tempeln. Bayon und Ta Prohm. Ich fühle mich an Bilder aus Mexiko erinnert und wir sind fasziniert von den Gesichtern, die in Bayon auf uns blicken. Insgesamt beträgt ihre Anzahl 200. 



Eine Braut lässt sich zwischen den Steinblöcken fotografieren und wir sind zusammen mit einer Touristengruppe aus Russland unterwegs, die sich von den Straßenhändlern billige Musikinstrumente aus Kambodscha andrehen haben lassen. Wir sind sicher, die werden in dem ein oder anderen russischen Wohnzimmer an der Wand landen. Auch sie lassen sich alle paar Meter fotografieren und wir vier schauen uns an und sind uns einig, dass es auch hier nur um ein Beweisfoto geht, hier gewesen zu sein. Das ist nichts Verwerfliches, jedoch schmälert es die Mystik des Ortes immens. 




Dennoch finden wir Stellen, an denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint und wir die Heiligkeit und Bedeutung für die Menschen von damals noch spüren können. 


Es geht weiter an Statuen vorbei, über Brücken und durch Toreingänge. Ta Prohm ist unser nächster Tempel. Er wurde im ursprünglichen Zustand belassen. Das macht ihn besonders beeindruckend. Er wirkt unaufgeräumt und wild. Die Würgefeigen und tropischen Bäume krallen sich auf seinen Mauern fest und Arbeiter müssen in waghalsigen Aktionen Pflanzen vom Tempel entfernen, damit er nicht völlig zerstört wird. 










Wir nehmen Platz vor den Verkäufern, die uns mit lauten Schreien empfangen. Wasser, Bananen, Ananas und schon jetzt um 9.00 Uhr morgens etwas vom Grill. Wir sind erschöpft von der Hitze und schauen den spielenden Kindern der Verkäuferinnen zu. Sie helfen, die Getränke auszupacken und rennen barfuß an uns vorbei. Asien ist für uns ein großer Spiegel, dessen Anblick nicht immer leicht fällt. Die Kultur, die Religion und die Art zu leben wühlt uns Europäer auf. Sie zeigen uns eine Seite, die wir nicht kennen. Ich spreche nicht unbedingt von der Armut, sondern von dem Fatalismus, der uns hier begegnet, sein Schicksal einfach anzunehmen, ohne zu jammern und je etwas daran zu ändern. Der Taxifahrer macht noch ein Foto von uns und fährt mich dann in seinem Wagen zur nahe gelegenen Toilette.



4 Kommentare:

  1. Wieder einmalige Bilder von eurer Reise. Ich bin immer ganz gefangen von euren Reiseberichten.
    Bleibt weiterhin gesund und munter.

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    1. hallo steffen - vielen dank und wir sind immer noch ganz munter und nun in phnom penh - lg aus Kambodscha

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  2. Anonym4.11.13

    Hallo, die Wurzeln der Bäume haben mich bei diesen Bildern besonders beeindruckt. Sie umschlingen die Steine oder befestigen sie auch somit. Gruß Mama

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    1. Eva Cires4.11.13

      Ja, das kann man wohl sagen. Die Bäume und Würgefeigen sind unglaublich groß. Wie ein Krake schlingen sie sich um die Tempelanlagen. Liebe Grüße zurück

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