30.11.2013

Familienbande

Auf einem Markt in Hoi An treffen wir auf eine Lettin und einen Finnen. Sie leben in Vietnam und berichten uns von ihren gewonnenen Eindrücken der letzten drei Jahre. So erzählen sie uns von den Gewohnheiten der Vietnamesen und der Wichtigkeit der Familie. Die Familie ist alles was zählt, ein Konzept wie Freundschaft kennen sie nicht wirklich. Viele junge Menschen ziehen in die Großstädte, um da Arbeit zu finden. Sie leben in den Läden oder Büros, schlafen dort und schicken alles Geld aufs Land zu ihren Familien. Diese schickt dann wieder ein Taschengeld an die Kinder zurück. Die Armen haben wie oft viele Kinder, damit diese sie im Alter versorgen. Beim Staat dagegen findet man nur eine Anstellung, wenn man nicht mehr als zwei Kinder hat. Wir fliehen am nächsten Tag wieder in den Norden, da es am Meer seit Tagen stürmt und regnet. Wir kehren zurück in unser kleinen Hotel in Hanoi, in dem das Personal wie eine Art Familie für uns geworden ist. Die Dame am Empfang kann es gar nicht glauben, dass wir wieder zurück sind und freut sich wirklich, während Peter vom Manager des Hauses am Telefon empfangen wird. 


Auch die kleine Kneipe ums Eck ist ein Familienbetrieb und wir werden sofort erkannt und von allen freundlichst empfangen. Ohne zu bestellen, steht schon ein Bier vor uns auf dem Plastiktischchen. Drei Vietnamesen, die in den 70er Jahren in der DDR gearbeitet haben, versuchen mit uns Deutsch zu sprechen und laden uns auf eine Art Bratwurst ein. Peter wird von zwei ganz lustigen in Beschlag genommen und ich habe neben mir einen doch recht angetrunkenen Gesellen sitzen, der mir nach zehn Minuten fast auf dem Schoß sitzt und sich freut wie ein kleines Kind, dass er mal wieder Deutsch sprechen kann. Leider ist es nicht zu verstehen und er brüllt mir ständig dasselbe Wort ins Ohr. Die kleine Bedienung mit dem Pagenschnitt versteht nicht, was wir essen wollen und ruft alle ihre Brüder, die auch kein Englisch können. Wir amüsieren uns und als am Ende des Abends die Fässer leer sind und die Gläser auf der Straße gespült werden, sind wir uns einig, dass eine Familie, auch eine Ausgeliehene, doch das Wichtigste im Leben ist und dass es gut war hierher zurück zu kommen, weil wir unsere Familie und Freunde doch ganz schön vermissen. 








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