29.04.2014

Cross Albania

Nach einem schönen Abend an der Tankstelle mit einem Bier und den Einheimischen, die hier meist nur in den Bars sitzen, lautstark und emotional Domino spielen, aber nichts konsumieren, geht unsere Fahrt weiter. Wir nehmen Abschied von Genti, der uns fast ein Freund geworden ist. In Burrel trinken wir noch einen Espresso und werden schon als Bekannte begrüßt. Der Kaffee schmeckt immer bestens, da könnten sie Italiener sein. Auf halsbrecherischen Straßen führt unser Weg wieder zurück aus den Bergen in Richtung Küste. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Unterwegs finden wir an einer alten Tankstelle ein paar nasse Ziegen, die sich vor dem Regen schützen und aus einem großen Käfig schaut uns plötzlich ein Braunbär an. 







Durch das schlechte Wetter der letzten Wochen sind die Straßenverhältnisse teilweise in einem Zustand, der einer Rallyestrecke gleichkommt. Baustellen werden zu Schlammpisten und wir kommen mit einem Schnitt von 35 km/h an unserem heutigen Ziel in der Nähe von Berat an. Tirana lassen wir bei dem schlechten Wetter links liegen, die Stadt soll schon bei Sonne ein ziemlicher Moloch sein. Die Menschen wundern sich immer wieder über unseren Wohnwagen und winken uns vom Straßenrand zu. Die vielen Tankstellen und großen Restaurants am Straßenrand riechen nach Geldwäsche aus Italien.  Allein heute fahren wir an Hunderten dieser Tankstellen vorbei. In den Bergen vor uns hat es frisch geschneit und bei 13 Grad beziehen wir unseren Wohnwagen nach einer wieder sehr herzlichen Begrüßung durch die Besitzer und deren Hunde. Heute war Cross Albania, im wahrsten Sinne des Wortes und wir sind froh, dass wir mit dem Citroen unterwegs sind, bei dem wir das Fahrwerk hochstellen können, sonst wären manche Schlaglöcher doch ein bisschen zu tief gewesen. 









28.04.2014

Sonntags nach vier

Der kleine Fluss unterhalb der Kirche steigt kontinuierlich. Es ist Sonntag, kurz vor vier Uhr nachmittags und einige wenige, vor allem junge Leute, treffen zum Gottesdienst ein. Die Ministranten spielen erstmal eine Partie Tischkicker, um sich dann mit dem Pfarrer in die Sakristei zu begeben. Die anderen sprechen mit den Nonnen oder spielen eine Runde Volleyball. Um vier beginnt der Gottesdienst und der Pfarrer zieht mit den Ministranten an unserem Wohnwagen vorbei. Der Tischkicker ist die Hauptattraktion der Missionsstation und auch nach dem Gottesdienst stürmen die Jungs sofort wieder an die Männchen. Der Himmel ist grau, der Alltag der Menschen hier trist und hart. Die Armut ist groß und viele leben von ihrem Stück Land, einer Kuh und ein paar Ziegen. Die Schulen sind so voll, dass in Schichten unterrichtet wird. Eine morgens, die andere abends. 








Gegen Abend treffen noch Benjamin und Nino auf ihren Motorrädern ein. Mit einer Geländemaschine und einer kleinen 250er fahren sie die gleiche Strecke wie wir. Sie kommen aus der Schweiz und wir haben am Abend sehr viel Spaß zusammen, als Benjamin auf dem Steinboden sitzend, ungefähr zwei Stunden Spaghetti mit Thunfischsoße kocht. Er ist Möbeldesigner, fährt aber noch nebenher Brötchen aus und so hat er anstatt Seitenkoffer einfach zwei Bäckerkisten ans Motorrad geschnallt. Auch Helene und Clemens treffen wir hier wieder und so wird es ein lustiger Abend zu sechst, Sonntag nach vier.




27.04.2014

Camping im Kirchgarten

Genti weist uns zum Kirchplatz und eine Schar jugendlicher Mädchen reiht sich vor uns fürs Gruppenfoto auf. Wir sind im Hinterland von Albanien auf einem kleinen Campingplatz einer italienischen Missionsstation und die Jugendlichen reisen heute ab. Die Nonnen begrüßen uns auf italienisch und freuen sich, dass ich ein wenig davon spreche. Die Fahrt hierher geht durch strömenden Regen, der Himmel ist schwarz und unser Navi zeigt keine Straßen mehr an. Lediglich das GPS des Handys findet noch den Weg.  Auf unserer Fahrt durch Albanien fallen uns vor allem schöne Landschaften, freundliche Menschen, alte Mercedes, Autowaschanlagen und eine Tankstellendichte auf, die ihresgleichen sucht. 







Im Ort Burrel finden wir heute alles was wir brauchen. Es ist Sonntag und die Straßen sind voller Menschen, die einkaufen oder im Cafe sitzen. Hierher verirren sich nie Touristen erfahren wir von einem Englisch sprechenden Mann, der aus London zu Besuch ist. Wir kaufen uns ein kleines Radio für zwei Euro und essen zu Mittag für sieben Euro. Die Menschen sind erstaunt über uns und sehr vorsichtig im Umgang. Sehr viele sprechen gutes Italienisch und freuen sich über unser Kopfnicken.  Die Sonne scheint wieder und die Häuser aus Hoxhas Zeiten machen nicht mehr den besten Eindruck. Eine Hochzeitsgesellschaft fährt vorbei, in der Front eine Filmkamera, die diesen wichtigen Tag festhält.  Genti, der Albaner, der den Nonnen zur Seite geht, sagt uns hier  sei immer Sonntag, da es keine Arbeit gibt. Das erklärt auch die vielen Autowaschanlagen und Reparaturwerkstätten.








In einer kleinen Markthalle kaufen wir Käse und Tomaten und die Preise erinnern uns an Asien. Alte Mercedes sind hier die beliebtesten Autos und es gibt überall Ersatzteile und Motoröl zu kaufen. 







Zurück an der Kirche bewundern wir die wunderschönen Berge und das satte Grün der Wiesen. Esel, Kühe und Hühner bilden die Geräuschkulisse im Hintergrund, als Peter sich mit den Albanern der Missionsstation über Politik, Arbeitsplätze und natürlich Autos unterhält. Wir lieben die Gegend und finden es schön, so nett aufgenommen worden zu sein. 


25.04.2014

145 km Montenegro und ein Metzgermeister

An der Grenze zu Montenegro warten wir dreißig Minuten, um aus der EU auszureisen. Eigentlich dachten wir die Einreise in die EU wäre die härtere Variante. In der Grenzregion wachsen hunderte von Zypressen und die Wälder sind in einem satten Frühlingsgrün. Die Küste Montenegros ist 150 km lang und wir fahren heute nach Ulcinj, einer Grenzstadt zu Albanien. Hier wohnen 70 % Albaner und der Muhezin ruft beim Spaziergang zum Gebet. An der gesamten Küste gibt es Tourismus, vor allem Serben kommen hier im Sommer in die Bettenburgen. Auffallend sind die kleinen Läden, die noch überall am Straßenrand bestehen, anders als in Kroatien, wo große westliche Supermarktketten die kleinen längst verdrängt haben. 





Auf einem kleinen Campingplatz mit uralten Olivenbäumen treffen wir Clemens und Helene aus Dresden, die auch nach Süden unterwegs sind. Nicht mehr allzu viele Touristen sind hier anzutreffen und als wir am Nachmittag in der Stadt essen gehen, fühlen wir uns allein unter Einheimischen. 





Am Strand tümmeln sich ein paar Mutige vor einer doch schon bessere Zeiten gesehenen Kulisse und zum Abschluss kommen wir noch in einer Metzgerei vorbei und machen zur Belustigung der Gesellen ein Bild vom Metzgermeister.