Er hat einen Holzverschlag vor sich aufgestellt, aus dem Rauch aufsteigt. Er wendet die Eier in der Pfanne, die am Autobahnrastplatz vor sich hin brutzeln. Der Tisch ist voller Plastikverpackungen, in denen sein Mittagessen wartet. Einer der vielen LKW-Fahrer aus Osteuropa bereitet sich in der Sonne sein Essen zu und spricht am Handy mit einer Frau. Wir haben viele gesehen auf unserer Reise, auch an den Campingplätzen wohnen sie - die Arbeiter aus Polen, Rumänien und dem Baltikum. Wir sind heute und morgen wie sie unterwegs und fahren weite Strecken auf der Autobahn nach hause. Schöne Landschaften begleiten uns, wir können sie genießen. Wir fragen uns, wie es wohl den Fahrern geht, in der Ferne, weg von der Familie? Sehen sie auch was wir sehen, vermutlich nicht.
31.10.2020
Drei Gänse, Rotwein und moulés gratinée
Das kleine Städtchen Bize-Minervois liegt unweit des Canal du Midi. Es ist ein verschlafenes Örtchen, in dem Ende Oktober nicht mehr viele Menschen auf der Straße zu treffen sind. Die Umgebung ist wunderschön, im Hintergrund unseres Campingplatzes beginnen die Ausläufer der Cevennen ihren Kalkstein in schönen Farben zu zeigen. Im Restaurant gehen drei Gänse zwischen den Tischen spazieren und wir gönnen uns noch einmal ein leckeres Essen bevor die Restaurants die nächsten Tage schließen. Die Oliven der Region sind klein, grün und fest - heißen Picholines und schmecken leicht bitter. Sie passen hervorragend zum Rotwein und zu unserer Abschiedsstimmung.
29.10.2020
Canal du Midi
Der Canal du Midi ruft eine gewisse Sehnsucht in uns hervor. Vor Jahren sind wir an ihm entlang gefahren und haben uns gesagt, dass wir unbedingt an ihn zurück wollen. Er geht von Toulouse nach Sete und geht da ins Mittelmeer. Der Canal ist legendär und führte den Süden Frankreichs in die Moderne. Er erschloss regionalen Produktionen und Märkte für einen überregionalen Wirtschaftsraum. Post- und Personentransporte wurden schneller und bequemer. Einer der vielen Baumeister, Riquet sen. , beschäftigte bis zu 12000 Arbeiter, darunter auch Frauen. Er behandelte sie sehr gut, zahlte überdurchschnittliche Löhne und auch im Krankheitsfall wurden sie weiter bezahlt. Für den Kanalbau mussten mehrere Millionen Kubikmeter Material bewegt werden, und das mit Schaufel, Hacke und Ochsenkarren. Dennoch wurde der Kanal im Jahre 1681 nach nur 14 Jahren fertiggestellt und misst 240 km. Er ist wohl der berühmteste Kanal Frankreichs und unzählige Touristen schippern jedes Jahr mit gemieteten Booten wie selbstverständlich durch die Platanenalleen. Ein solches Bauwerk macht uns wieder einmal klar, wie selbstverständlich wir die Errungenschaften unserer Vorfahren nehmen, die doch den Weg für unsere moderne Welt geebnet haben.
27.10.2020
Geschenk
Auf unserem Weg finden wir immer wieder kleine Juwele. Kleine Dörfer, die eine besondere Architektur haben oder wie in diesem Fall, einen kleinen Markt mit lokalen Produkten und selbst geschneiderten Dingen. Die Architektur rund um Toulouse ist eine besondere - Fachwerk mit rotem Backstein. Ein kleines Hotel mit Restaurant vor einer schönen Kirche findet sich noch auf unserem Spaziergang sowie qiuetschgelbe Stühle vor dem Tabakgeschäft mit Bar, auf denen alte Männer Kaffee trinken. Ganz hinten hüpfen Kinder durch die Arkaden und wir denken wieder einmal welch ein Geschenk diese ganze Reise doch für uns ist.
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